Erste Jobbörse für Zugewanderte in Rastatt
Von Ralf Joachim Kraft, BNN 18.07.2024
Die Premiere ist gelungen: Der Andrang war riesig und die Veranstaltung „ein voller Erfolg“. Dieses Fazit zieht Tamina Hommer nach der ersten Jobbörse für Zugewanderte. „Wir freuen uns über die große Resonanz und das sehr gute Feedback der Unternehmen und Teilnehmer“, sagt die Integrationsbeauftragte des Landkreises Rastatt. „Alle waren sich einig, dass eine solche Veranstaltung noch einmal stattfinden sollte.“
Etwa 500 Menschen aus verschiedenen Ländern strömen am Dienstag in die Rastatter Reithalle. Sie alle folgen damit einer Einladung der Wirtschaftsförderung und des Amtes für Migration und Integration im Landratsamt Rastatt, der Agentur für Arbeit Karlsruhe/Rastatt und des Jobcenters Landkreis Rastatt. Der Eintritt ist frei.
Auf der Messe treffen sie auf die Personalverantwortlichen von 17 Unternehmen aus der Region. Vier Stunden lang stehen die Aussteller dort zum Gespräch bereit. Handel, Handwerk und Industrie sind gut vertreten. Auch die Murgtal-Werkstätten und Wohngemeinschaften (MWW) und das Klinikum Mittelbaden (KMB) nehmen teil.
Durch den breiten Branchenmix sind viele Berufsfelder abgedeckt. „Ziel dieser Kooperationsveranstaltung ist es, Unternehmen und Interessenten zusammenzubringen“, sagt Kreisdezernent Mario Mohr bei der Eröffnung. Den Teilnehmern empfiehlt er, die Chance zur Vernetzung zu nutzen. Letztlich gehe es auch darum, den Wirtschaftsstandort zu stärken, „indem wir Menschen in Arbeit bringen und so den Fach- und Arbeitskräftemangel abmildern“.
Bei der Jobbörse erhalten die Migranten Informationen aus erster Hand und die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen. Die Frauen und Männer, die etwa gleichstark vertreten sind, informieren sich über freie Stellen, berufliche Perspektiven, Qualifikationswege und regionale Ausbildungsangebote. Einige von ihnen kommen nächste Woche schon zum Arbeiten auf Probe, wie später zu erfahren ist.
Hamida Alhasan aus Syrien berichtet, dass sie sich eine Ausbildung als Erzieherin gut vorstellen könne. Ahmad Farid Qaderi studierte in seiner Heimat Jura und ist aktuell auf der Suche nach einem Job. „Ich interessiere mich für die Altenpflege“, verrät der Afghane. Erst ein Praktikum absolvieren, dann als Hilfskraft arbeiten möchte Maria Karpova, die in Russland als Chemikerin tätig war.
Ihre jüngere Schwester Anna Krasovskaja, eine Grundschullehrerin, sucht eine Praktikumsstelle oder einen Minijob als pädagogische Hilfskraft. Die Ukrainerin Irina Stepanenko würde gerne als Buchhalterin arbeiten. Sie ist Steuerprüferin von Beruf. Die drei Frauen betonen einhellig, dass der Erwerb der deutschen Sprache für sie sehr wichtig sei.
„Denn wir wollen eigenes Geld verdienen und nicht vom Jobcenter abhängig sein“, erklärt Karpova. Die Besucher sind nach Aussage der Aussteller „sehr interessiert“. Sprachbarrieren gibt es kaum. Zumal die Interessenten die deutsche Sprache entweder schon recht gut beherrschen oder ihre eigenen Dolmetscher zur Jobmesse mitgebracht haben.
„Am wichtigsten sind die Lust am Arbeiten und die Motivation“, sagt Felix Hilß von der Baden-Badener Firma Chrom Schmitt. „Aber auch Deutschkenntnisse sind in unserem Bereich unerlässlich, denn wir arbeiten mit Chemikalien.“
Dass die Mitarbeiter Deutsch sprechen, motiviert und verantwortungsbewusst sind, ist auch für Andreas Hatz, technischer Betriebsleiter bei Gerhard Lang-Recycling, das „A und O – egal, was man tut“. Aktuell suche die Firma nach ausgebildeten
Elektrikern, Konstruktionsschlossern und Industriemechanikern.
Am Stand von Peters gute Backstube erzählt Julian Schirmer, dass sich die Besucher hauptsächlich für eine Arbeit oder Ausbildung im Verkauf interessieren. „Hier kommt es vor allem auf Ausstrahlung, Freundlichkeit und Deutschkenntnisse an“, sagt er. „Das ist schon die halbe Miete.“
Für MWW-Personalchefin Virginia Kyre zählen vor allem das Interesse am Beruf und die Bereitschaft, sich zu engagieren. „Alles andere kann man lernen.“ Sprachbarrieren könnten im Berufsalltag durch die Zusammenarbeit mit den Kollegen abgebaut werden. Ähnlich pragmatisch zeigten sich auch die Vertreter anderer Unternehmen.
Zudem war zu erfahren, dass es mittlerweile Job-begleitende „Berufssprachkurse für den Arbeitsplatz“, kurz BAMF Job-BSK, gibt.Und wie geht es jetzt weiter? Tamina Hommer: „In ein paar Wochen werden wir bei den Unternehmen nachfragen, ob konkret Stellen besetzt werden konnten.“